Beitritt der Gemeinde Havixbeck zum Riga-Komitee

Havixbeck. Auch die Gemeinde Havixbeck wird dem Riga-Komitee beitreten. Schon vor ein paar Wochen stellte der Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule diesen Antrag, der im Gemeinderat wohlwollend aufgenommen wurde. Der Wortlaut: „Havixbeck tritt dem Riga-Komitee bei – getragen von dem Willen, die Erinnerung an die ermordeten Bürgerinnen und Bürger dauerhaft zu bewahren und ihrer zu gedenken, in der Überzeugung, dass die Gräber- und Gedenkstätte Riga einen bedeutenden, die Heimatstädte umschließenden, zeitgeschichtlichen Beitrag leistet, mit dem Ziel, den auf einer langen gemeinsamen Geschichte beruhenden Beziehungen unserer beiden Länder, ihrer weiteren Entwicklung und dem Frieden in Europa zu dienen.“
Zu dem Hintergrund dieses Antrags lud nun der Friedenskreis alle Mitglieder des Gemeinderates und alle Bürgerinnen und Bürger ein.
Bürgermeister Jörn Möltgen begrüßte alle TeilnehmerInnen.

Christa Degemann-Lickes, Vorsitzende des Friedenskreises, erinnerte an das Schicksal der Familie Gerson aus Havixbeck.

Mit einem Lichtbildvortrag mit anschließendem Gespräch erzählte Winfried Nachtwei die Geschichte der Deportationen nach Riga.

Georg Schulze Bisping, lange für die CDU im Nottulner Gemeinderat, berichtete eindrucksvoll von seinen ersten Reisen nach Riga. Schulze Bisping ist der Riga-Beauftragte der Gemeinde Nottuln.

Am 13. Dezember 1941 verließ ein Deportationszug mit 390 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus dem Münsterland den Güterbahnhof in Münster. Mit dabei auch der Havixbecker Kurt Gerson. Nachdem in Osnabrück 200 und in Bielefeld 420 weitere Menschen in den Zug gezwungen worden waren, fuhr er Richtung Riga. Dort, im „Reichsjudenghetto“, im KZ Salaspils und Wald von Bikernieki begann der Massenmord an den jüdischen Menschen aus dem Münsterland, aus Westfalen und anderen Teilen Deutschlands. In Riga starben die weitaus meisten der über 170 Holocaustopfer des Kreises Coesfeld.
In den Tagen zuvor waren Züge mit jeweils 1000 Menschen aus Berlin, Nürnberg, Stuttgart, Hamburg, Köln, Kassel und Düsseldorf nach Riga gefahren, am 15. Dezember folgte ein Zug aus Hannover, am 27. Januar 1942 einer aus Dortmund.
Ihr Schicksal war über fast fünf Jahrzehnte weitgehend unbekannt. Die vielen Massenmörder und Helfershelfer kamen überwiegend ungeschoren davon.
1989 stieß der damalige Dülmener Geschichtslehrer Winfried Nachtwei im noch sowjetisch besetzten Riga auf die Spuren der Deportierten und lernte Überlebende von Ghetto und KZ kennen.

In seinem illustrierten Vortrag folgte Nachtwei den Spuren der Verschleppten im deutsch-besetzen Riga und dem Schicksal der wenigen Überlebenden nach Kriegsende. Als Bundestagsabgeordneter setzte sich der Referent für eine würdige „Entschädigung“ der Holocaust-Überlebenden in Osteuropa ein, die 1998 endlich durchgesetzt werden konnte.

Am Beispiel des Massengräberfeldes und der Gedenkstätte im Wald von Bikernieki schilderte Nachtwei, wie nach Jahrzehnten die Erinnerung aufbrach. Eine zentrale Rolle hatte dabei der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und das Deutsche Riga-Komitee, in dem sich inzwischen 57 Herkunftsorte der Riga-Deportationen zu einem einzigartigen Netz der Erinnerung zusammengefunden haben. In Workcamps des Volksbundes kommen alljährlich junge Leute aus Deutschland, Österreich, Lettland und anderen Ländern zusammen, um die Gedenkstätte zu pflegen und Erinnerung lebendig zu halten.
Der Vortrag verdeutlichte aber auch, wie schwierig es im Baltikum ist, vor dem Hintergrund von 50 Jahren wechselnden Okkupationen zu einer gemeinsamen Erinnerungskultur zu kommen.

Winfried Nachtwei war 1994-2009 Bundestagsabgeordneter der Grünen und heute u.a. im Vorstand von „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ und der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen/DGVN tätig.


Foto: Im Juni 2023 fuhr eine Nottulner Delegation nach Riga (links: Georg Schulze Bisping), um dort an dem Gedenkstein „Nottuln“ Blumen niederzulegen. Georg Schulze Bisping wird von dieser beeindruckenden Reise berichten.

Roger Reinhard: „Nie wieder ist jetzt!“

„Nie wieder ist heute!“ Der Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule gestaltete das Gedenken zum Volkstrauertag 2023

Nachdem Bürgermeister Jörn Möltgen Worte der Begrüßung gesprochen hatte, las Klaus-Gerd Greiff, FK, den traditionellen Text zum Totengedenken vor: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker!“ Die Ansprache zum diesjährigen Gedenken hielt Roger Reinhard. Sein ganzes Leben hat sich Reinhard für Frieden und Gerechtigkeit engagiert. Als Kind hat er noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt, auch die Nachkriegszeit und die Traumatisierung einer ganzen Generation. „Dieser Krieg steckt mir noch in den Knochen“, weiß Roger Reinhard zu berichten. Und so machte er sich ganz persönliche Gedanken zum Thema Krieg und Frieden, stellte viele Fragen – immer auch auf der Suche nach einer Umsetzung der festen Überzeugung nach diesem fürchterlichen Krieg: „Nie wieder!“ Sorgen machte sich Reinhard, dass die jungen Generation, auch viele Politikerinnen und Politiker, die den Krieg nicht mehr miterlebt haben, heute etwas zu leichtfertig vom „Kämpfen“ und „Siegen“ reden. Ähnlich hatte sich auch schon mal Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt geäußert und gefordert: „Lieber tausend Stunden verhandeln als eine Stunde aufeinander schießen!“ Nach den nachdenklichen Gedanken trug Robert Hülsbusch, FK, das Lied „Es ist an der Zeit!“ von Hannes Wader vor, Dr. Christa Degemann-Lickes, Vorsitzende der FK, zitierte aus dem Tagebuch der Anne Frank Passagen, die zeigen: „Wir dürfen niemals die Hoffnung aufgeben.“ Den musikalischen Rahmen übernahmen der Chor Cantate und die Musikschule Havixbeck. Mit der Kranzniederlegung und der Nationalhymne und der Europahymne endete das Gedenken an der kleinen Kapelle am Friedhof.

Lieder zum Jahrestag der Pogromnacht 2023

Nur die Lieder

Das ganze Konzert

Havixbeck. Aus Anlass des 85. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 lud der Friedenskreis an der AFG gemeinsam mit der VHS und der Schul- und Gemeindebibliothek am Sonntag, den 12. November zu einem Konzert mit dem Titel „Lieder der Verfolgten“ in die Bibliothek der AFG ein. Jonas Höltig und Tassilo Rinecker, trugen Lieder von Juden, Sinti und Roma, Jugendbewegungen, politisch Verfolgten, Zeugen Jehovas sowie in Konzentrationslagern entstandene Lieder vor..
Jonas Höltig und Tassilo Rinecker erzählen die packenden, traurigen und hoffnungsvollen Geschichten der Lieder und ihrer Komponisten. Dadurch findet eine bewegende Auseinandersetzung mit der individuellen Verfolgung statt. Das facettenreiche Programm stellt die Totalität der nationalsozialistischen Verfolgung dar, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Die beiden Künstler machen seit vielen Jahren gemeinsam programmatische Musik. Durch das Singen von Liedern von Verfolgten und das Erzählen ihrer Geschichte wollen sie der Opfer des Nationalsozialismus gedenken und ein Zeichen für eine positive Erinnerungskultur setzen.

Jüdische Märchen mit Witz, Weisheit und Klezmer-Musik

Sonntag, 6.11. 2022 11 Uhr Schul- und Gemeindebibliothek

In Havixbeck erinnern, wie in vielen anderen Städten und Gemeinden ebenso, Stolpersteine an das erschütternde Schicksal jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Eine kleine Stele an der Hauptstraße mahnt zudem das Gedenken an das jüngste Opfer an, Yvonne Gerson, die mit vier Jahren deportiert wurde. Sie war sechs Jahre alt, als sie in Auschwitz ermordet

wurde.

Anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der Novemberpogrome im Jahre 1938 lädt der Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule gemeinsam mit der Volkshochschule sowie

der Schul- und Gemeindebibliothek zu einer besonderen Matinée ein: zu Sonntag, dem 6. November, 11 Uhr, in der Schul- und Gemeindebibliothek. Der Eintritt ist frei.

Nach dem Gedenken an die leidvolle Geschichte der Opfer aus Havixbeck wollen die Veranstalter an die Vielfalt jüdischen Lebens und jüdischer Kultur erinnern. Denn mit dem Versuch der Natio-nalsozialisten, diese in Europa auszulöschen, drohte auch das Wissen um eine reichhaltige Kultur unterzugehen.

Die Märchenerzählerin Brigitte Balmer Landwehr aus Nottuln hat sich intensiv mit einem Teil

dieser Kultur befasst; sie wird Beispiele aus dem reichen Fundus der jüdischen Märchenwelt frei zum Besten geben. Die meisten dieser Texte stammen aus dem israelischen „Folktales Archive“. Sie beeindrucken durch Witz und Weisheit, Fantasie und Fabulierkunst. Dazu wird Jutta Schmalenbach gefühlvolle Klezmer-Musik vortragen, teils auf ihrer Querflöte, teils mit Gesang. Die Besucherin-nen und Besucher dürfen sich auf eine ganz besondere, berührende Vormittagsveranstaltung

freuen.

Die Veranstaltung findet unter Berücksichtigung aktueller Corona-Regeln statt. Auf Grund der

begrenzten Teilnehmerzahl empfiehlt sich eine telefonische Anmeldung bei der VHS Havixbeck (Telefon 02507/ 33 112) oder online unter  www.vhs-havixbeck.de, bis zum 4. November.

„Heinrich Böll und die Menschlichkeit“

Vortrag mit René Böll,     Sohn des Literaturnobelpreisträgers

13. Mai 2022       um 11.30 Uhr
in der Evangelischen Kirche, Schulstraße, Havixbeck

René Böll kommt nach Havixbeck und wird einen Vortrag über seinen Vater, seine Familie und deren Engagement für die Menschlichkeit halten. Der Sohn des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll, Jahrgang 1948, selbst bildender Künstler in Köln und mit vielen Ausstellungen präsent, ist in Erbengemeinschaft mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Vincent Böll der Rechtsnachfolger von Heinrich Böll und sein Nachlassbetreuer. 

Heinrich Böll, Jahrgang 1917, war als ein Autor bekannt, dessen eigene Erlebnisse als junger Soldat im Zweiten Weltkrieg großen Einfluss auf sein weiteres Werk haben sollten. Viele Menschen werden bereits in der Schulzeit einige seiner von tiefer Menschlichkeit und unbestechlichem Engagement für soziale Gerechtigkeit geprägten Erzählungen kennengelernt haben, wie z.B. die Kurzgeschichte „Wanderer, kommst du nach Spa…“, der ergreifenden Geschichte eines jungen Soldaten, dessen sinnlose, kriegsbedingte Verkrüppelung den Wahnsinn des Krieges verdeutlicht. Der Wunsch nach Aussöhnung und Völkerverständigung gehörte zu Bölls Anliegen. Er setzte sich kritisch mit dem Nationalsozialismus sowie den nationalen und internationalen Entwicklungen nach dem Krieg auseinander. Dabei schaute er stets aufmerksam über den Tellerrand und verwies u.a. auch auf Menschenrechtsverletzungen in der damaligen Sowjetunion.

Viele kennen Titel wie „Billard um halb zehn“, „Irisches Tagebuch“, „Ansichten eines Clowns“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ u.a.m. Bölls Werke fanden im In- und Ausland zahlreiche Leser. Der Autor wurde vielfach geehrt, wie z.B. mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln, dem Georg-Büchner-Preis und der Carl-von-Ossietzky-Medaille. 1972 erhielt Heinrich Böll den Literaturnobelpreis. Am 10. Dezember 2022 wird sich diese Ehrung zum 50. Male jähren.

René Böll hat in seinem Vortrag die gesamte Familie Böll im Blick:

„Heinrich Bölls und seiner Familie jahrzehntelanger Kampf für Menschlichkeit“

Dazu erläutert der Referent:
„Heinrich Böll und seine Familie waren unabhängig im Denken, sie gehörten weder zur Rechten noch zur Linken und konnten sich für die Freiheit verfolgter Menschen und für die Freiheit der Kunst sowohl in der UdSSR als auch in Chile zu Zeiten des Pinochet-Regimes glaubhaft einsetzen. Deswegen gerieten sie ins Visier der Stasi und des bundesrepublikanischen Verfassungs­schutzes, der westdeutschen Behörden, Politiker und großer Teile der Presse, scheuten kein Risiko und waren ungeheuren Diffamierungen ausgesetzt, hatten aber auch großen Zuspruch.“

René Böll berichtet anhand von Dokumenten und Fotos mit einem PowerPoint-Vortrag.

Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende für Unicef, für afghanische und ukrainische Kinder, gebeten.

Der Friedenskreis bittet darum, Masken zu tragen.                                                    

Havixbeck: „Stoppt den Krieg“

Die Gemeinde Havixbeck hat am Donnerstagabend ein starkes Zeichen der Solidarität und für den Frieden gesetzt. Rund 300 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich auf dem Willi-Richter-Platz vor dem Rathaus zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des von Russland begonnenen Krieges gegen die Ukraine. Viel Applaus erhielt ein Familienvater aus der Ukraine, der sich ausdrücklich für diese Solidarität bedankte und betonte, wie stolz er auf die Gemeinde sei.

aafd9e97-b37a-46ea-bf7e-66293c49d178
b4bf04f8-5e3e-491d-be90-addd5bfe8521
5742f05b-d8b2-471d-a339-c860ddbd7184
76ddbfef-7c9f-4792-a4e8-30312c3ae95d
92d43f0a-5e67-4d09-9c19-651e013ad62d
70f373be-96ff-410e-bc20-187ea9f0814c
6a99e1b4-0beb-4244-8f82-b3111c920e3e
6b5cdb1d-3521-40c3-a379-2128fc8b6416
01be722b-587b-40ea-ab7b-e736faeb9549
previous arrowprevious arrow
next arrownext arrow

Den Krieg nicht einfach hinnehmen, nicht sprachlos werden, ein Zeichen setzten – diese Gedanken führten am Donnerstag auch in Havixbeck zu der Initiative für eine Gedenkveranstaltung. Bürgermeister Jörn Möltgen für die politische Gemeinde Havixbeck, die beiden christlichen Kirchengemeinden, der Friedenskreis Havixbeck-Billerbeck sowie nicht zuletzt die Anne-Frank-Gesamtschule verständigten sich auf eine abendliche Gedenkfeier und informierten Bürger und Gruppen über unterschiedlichste Kanäle. Dass sich dann rund 300 Menschen vor dem Rathaus versammelten, freute alle sehr.

about:blankHavixbecker mahnen zum Frieden 1/9

Verstoß gegen das Völkerrecht

Nach einer musikalischen Einstimmung durch Manfred Wordtmann am Saxofon ergriff Bürgermeister Jörn Möltgen das Wort. Er dankte für die große Anteilnahme der Havixbecker Bürger und verurteilte im weiteren Verlauf den Krieg und auch den russischen Präsidenten, „der zum wiederholten Male gegen Völkerrecht verstoßen hat und sich anschickt, sich in die Reihe der Kriegsverbrecher einzugliedern“.

„Für die Menschen in der Ukraine ist es wichtig, dass wir Solidarität zeigen. Auch bei uns leben viele Ukrainerinnen und Ukrainer, denen unsere Solidarität bei ihren Sorgen um die Familien in ihrer alten Heimat hilft“, betonte der Bürgermeister. Man dürfe auch nicht die Menschen russischer Herkunft vergessen, die entsetzt über die Geschehnisse seien . „Von hier soll heute ein Zeichen ausgehen, dass wir in Frieden mit allen Menschen leben möchten, in der Ferne und hier bei uns“, schloss Möltgen unter Beifall.

Nicht sprachlos werden

Für den Friedenskreis sprach Dr. Christa Degemann-Lickes. Sie erinnerte an die vielen Opfer des II. Weltkrieges. Die Menschen in Russland wüssten, was Krieg bedeutet. Wie bitter sei es nun, das ausgerechnet von Russland ein Krieg geführt werde. Trotz Entsetzens und Fassungslosigkeit dürfe man nicht sprachlos werden und müsse sich für ein Ende des Krieges einsetzen. Ausdrücklich warnte Degemann-Lickes dabei vor einer Reaktion „Auge um Auge“.

Botschaft des Friedens möge Gehör finden

Für die beiden christlichen Kirchengemeinden sprach Pfarrer Dr. Oliver Kösters, der sich von der großen Teilnahme und vor allem von den vielen Kindern überwältigt sah. Die Kinder seien ein Zeichen der Hoffnung, sie würden einmal die Welt gestalten. Kösters nannte es einen Wahnsinn, dass sich Christen bekriegen, und drückte seine Hoffnung aus, dass die Botschaft des Friedens doch noch Gehör findet.

Solidarität mit den Menschen in der Ukraine

Dr. Thorsten Habbel, Leiter der Anne-Frank-Gesamtschule, berichtete, es gebe zwar keine Schüler, aber Eltern mit ukrainischen Wurzeln. Mit ihnen habe er am Donnerstag gesprochen – „es waren die schwierigsten Telefonate“. Als er von dem Wunsch dieser Eltern nach einem Zeichen der Solidarität berichtete, kam spontaner Beifall auf. Den gab es auch, als Habbel von einer Schülerin mit russischen Wurzeln berichtete. Sie habe ihm eine Mail geschrieben: „Dieser Präsident ist nicht mein Präsident.“

In Form einer offenen Mikrofon-Runde schilderten weitere Anwesende, zum Teil sehr von den Ereignissen aufgewühlt, ihre Gedanken. Als sichtbares Zeichen der Solidarität und als Appell zum Frieden wurden am Rathaus neben der Mayors-for-Peace-Fahne auch die Europa-Fahne und die regenbogenbunte Friedensfahne gehisst.

Eine Gedenkminute, ein kurzes Spiel von Manfred Wordtmann, still gingen anschließend die Menschen durch die nasskalten Regenschauer in ihre Häuser und Wohnungen zurück.

Stolperstein-App für Havixbeck

AFG-SchülerInnen putzen Stolpersteine und zündeten virtuell Kerzen an.

Die neue Stolperstein-App des WDR

Foto:  Mit der neuen App besuchten Schülerinnen und Schüler der AFG zusammen mit ihrer Lehrerin Katrin Blumenthal die Stolpersteine in Havixbeck und entzündeten virtuell Kerzen.

Havixbeck. Am Donnerstag findet – wie jedes Jahr – der Holocaust-Gedenktag statt. Grund genug für Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck-Billerbeck (AFG) zusammen mit ihrer Lehrerin Katrin Blumenthal am vergangenen Montag die Stolpersteine in Havixbeck aufzusuchen und diese zu reinigen. Mit dabei auch Robert Hülsbusch, ehemaliger AFG-Lehrer und Pate der „Schule ohne Rassimus“. Und dann zündeten die Schülerinnen und Schüler jeweils eine virtuelle Kerze an, in Erinnerung an das Schicksal der Havixbecker, die alle zu guter Letzt in ein Konzentrationslager deportiert und dort ermordet wurden. Eine virtuelle Kerze – wie geht das?  Möglich wird dies durch die neue Stolperstein-App des WDR. Seit ein paar Tagen ist diese freigeschaltet und verbindet alle 15.000 Stolpersteine, die im Land NRW verlegt sind, miteinander zu einem großen Erinnerungsprojekt.  Neben biografischen Texten, die teilweise auch als Audios zur Verfügung stehen, dienen historische Fotos, Mini-Hörspiele und Videos aus dem WDR-Archiv dazu, die Geschichte der Opfer, ihrer Wohnorte und ihrer Zeit so gut wie möglich nachvollziehbar zu machen. So erfuhren die Schülerinnen und Schüler über diese App zum Beispiel, dass das junge Mädchen Yvonne Gerson von einer netten Nachbarin immer abends abgeholt wurde. Dann konnte es endlich das Haus verlassen und frei spielen. Eine weitere Nachbarin jedoch verriet diese solidarische Aktion. Die Nazis beendeten diese. Im Herbst 1944 wurde die Sechsjährige zusammen mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert und direkt nach ihrer Ankunft umgebracht. Ähnlich erging es Sybilla Schmitz.  Tante „Billa“, wie alle die ältere Frau nannten, durfte, als die Nazis an die Macht kamen, nicht mehr in Haushalten arbeiten und hatte kaum Einkünfte. Bis 1940 konnte sie durch die Unterstützung einiger Familien ihren Lebensunterhalt sichern. Dann musste sie in eines der „Judenhäuser“ in Essen ziehen. Letztendlich wurde sie ins Vernichtungslager Treblinka gebracht und kurz nach ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet. 

All dies erzählt die neue App, zeigt auch Fotos und lässt mit einem Hörspiel das Leben der Eichwalds in der Bergstraße lebendig werden. Die Informationen aus Havixbeck kommen von Dagmar Wissel-Hingler, ehemalige Lehrerin an der AFG. Diese recherchiert zurzeit ausführlich das Schicksal der Juden in Havixbeck. Wer noch weitere Informationen und vor allem auch Fotos über die NS-Zeit in Havixbeck und über das Schicksal der jüdischen Menschen aus Havixbeck hat oder wer Fehler korrigieren möchte, kann sich an den Friedenskreis wenden:  info@fi-nottuln.de

Weitere Informationen zur App stehen auf der Nottulner Seite.  www.fi-nottuln.de    

Jüdische Märchen und Musik

Wird coronabedingt auf den 6.11.2022 verschoben!

Am 27.1. ist der Holocaust-Gedenktag. Der Tag erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Am Sonntag, den 30.1.2022 erinnert der Friedenskreis um 11 Uhr in der Schul- und Gemeindebibliothek an diesen Tag. Eingeladen hat der FK die Märchenerzählerin Brigitte Balmer Landwehr und die Musikerin Jutta Schmallenbach. Brigitte Balmer Landwehr wird jüdische Märchen erzählen. Dazu wird Jutta Schmallenbach auf ihrer Querflöte jüdische Weisen – Klezmer-Musik – gefühlvoll vortragen.

Jüdische Märchen und Klezmer Musik

An diesem Abend werden Weisheitserzählungen aus der ostjüdischen Erzähltradition, aber auch Märchen, welche die Fantasie und Fabulierkunst des Orients spiegeln, erzählt. Diese stammen aus der mündlichen Tradierung durch jüdische Einwanderer und wurden im IFA (Israeli Folktale Archive) gesammelt. Eine vielseitige Auswahl hat Pinchas Sadeh, israelischer Schriftsteller und Lyriker, zusammengestellt und herausgegeben unter dem Titel: „Sefer hadimionot schel hajehudim“ – die erzählten Märchen stammen aus der deutschen Übersetzung von Wolfgang Lotz.

Ergänzt und bereichert wird das Erzählen durch Klezmer Musik auf der Querflöte; was Sprache nicht vermag, wird durch „kli zemer“erreicht; heißt: „was ein Instrument zum singen bringt“. Freuen Sie sich auf einen zauberhaften Abend mit Erzählerin Brigitte Balmer Landwehr und Flötistin Jutta Schmalenbach!

Die Veranstaltung findet statt in Zusammenarbeit mit der VHS Dülmen-Havixbeck. Auch Bürgermeister Möltgen ist eingeladen. Der Eintritt kostet 5 Euro. Die geltenden Corona-Bestimmungen müssen eingehalten werden.

Gedenken zum 9. November

Anne-Frank-Gesamtschule (AFG) Havixbeck -Billerbeck

„Schön, dass hier alle zusammenstehen“

Gedenken an die Reichsprognomnacht: Friedenskreis und Anne-Frank-Gesamtschule setzen ein Zeichen für Toleranz

„Dem Vergessen entreißen“, steht auf der kleinen, schwarzen Steele an der Havixbecker Hauptstraße 73. Die mit drei roten Rosen geschmückte Gedenkstätte erinnert an die Judenverfolgung der Nationalsozialisten, die in der Prognomnacht vor 83 Jahren einen dramatischen Anfang nahm und mit dem Holocaust endete. Der Friedenskreis unter der Leitung von Dr. Christa Degemann hat gemeinsam mit Vertreter*innen der Anne-Frank-Gesamtschule (AFG) erneut an das Schicksal der rund sechs Millionen ermordeten Juden erinnert, darunter auch die vierjährige Yvonne Gerson. Das kleine Mädchen, deren Vater Fritz am 9. November 1938 die Zerstörung seines Hauses in Havixbeck erleben musste, wuchs in Einsamkeit auf. Als Jüdin durfte sie – so ist es auf der Internetseite  des Friedenskreises zu lesen – nicht mit anderen Kindern spielen. Mit vier Jahren wurde die Kleine nach Theresienstadt deportiert, nur zwei Jahre später starb das Kind in den Gaskammern von Auschwitz.

„Auch heute sind wir längst noch nicht frei von Rassismus und Antisemitismus“, mahnte Svenja Halsband,  Schülersprecherin der AFG, die stellvertretend für die Schülerinnen und Schüler an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus erinnerte. „Damit so etwas nie wieder passiert“ putze die Schülervertretung (SV) regelmäßig die Stolpersteine in Havixbeck und Billerbeck, darunter auch die der Familie Gerson. „Sinn ist, darüber zu stolpern, um darauf aufmerksam zu werden.“

Dr. Christa Degemann betonte, wie froh und dankbar sie sei, „dass wir hier generationenübergreifend zusammenstehen“.  Die Schülerinnen und Schüler trügen das Vermächtnis von Anne Frank weiter, denn, und hier zitiert die ehemalige Gesamtschullehrerin der AFG den Schriftsteller Heinrich Böll: „ Es gibt nichts, was uns nichts angeht.“

Stephan Humpohl, didaktischer Leiter der AFG, erinnerte daran, dass  die AFG durch das Engagement der SV vor etwa drei Jahren zur  „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ wurde. „Dass diese Auszeichnung mehr ist als ein Schild an der Tür zeigt ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, durch diese Gedenkveranstaltung.“ Im Namen der Schulleitung dankte Humpohl Schüler- und Lehrerschaft wie auch dem Friedenskreis, darunter sein  ehemalige Kollege Robert Hülsbusch, der Pate für diese Auszeichnung geworden ist. „Damit setzt ihr ein starkes Zeichen für eine offene und tolerante Gesellschaft.“

B.U.:  Musikalisch begleitet von 6.-Klässlerin Anna Zweihaus (5. von rechts) erinnerten Lehrer- und Schüler*innen gemeinsam mit dem Friedenskreis zum Jahrestag der Reichsprognomnacht an das Leid der Jüdinnen und Juden in Havixbeck.

Nicht vergessen!

Anne-Frank-Gesamtschule und Friedenskreis (FK) laden ein.

Dienstag, 9.11.2019, 11.20 Uhr

Stele vor dem Elektrogeschäft Philippskötter, Hauptstr. 73

Erinnerung an die Pogromnacht

(((Flyer über die Stolpersteine in Havixbeck)))

Zu einer Gedenkviertelstunde und zur Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 laden die Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck und der Friedenskreis (FK) alle Bürgerinnen und Bürger ein. Das Gedenken findet statt am Dienstag, den 9.11.2021 um 11.20 Uhr (in der großen Schulpause) an der Stele für Yvonne Gerson – vor dem Geschäft Philippskötter, Hauptstraße 73.  Dort soll an die Pogromnacht vom 9. November 1938 und an die Havixbecker Opfer der nationalsozialistischen Gewalt erinnert werden.

Die Schülersprecherin Svenja Halsband und ihre Stellvertreterin Leah Damberg werden aus Sicht junger Menschen zu den Ereignissen 1938 Stellung nehmen. Andere Schülerinnen und Schüler werden zusammen mit ihrem Musiklehrer Klemens Weißer mit musikalischen Beiträgen das kleine Gedenken umrahmen.

„Die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und die Erinnerung an den Nationalsozialismus ist an unserer Schule, die den Namen Anne Franks trägt, eine Selbstverständlichkeit“, freut sich Schulleiter Dr. Torsten Habbel über das Engagement seiner Schülerinnen und Schüler. Auch deshalb sei die AFG offiziell „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.  

Die gewaltsamen Ausschreitungen der Nationalsozialisten gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger im gesamten Reichsgebiet in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 markieren den Anfang der Judenverfolgung, die in den Holocaust mündete. Menschen wurden ermordet oder in den Suizid getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie unzählige Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Unmittelbar nach diesem Geschehen wurden etwa 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert. Viele von ihnen wurden dort ermordet oder starben an den Haftfolgen. Auch in Havixbeck fand 1938 der Reichspogrom statt.

Foto: Die Schülersprecherin Svenja Halsband und ihre Stellvertreterin Leah Damberg erinnern an die Reichpogromnacht 1938, die auch in Havixbeck stattfand.