Roger Reinhard: „Nie wieder ist jetzt!“

„Nie wieder ist heute!“ Der Friedenskreis an der Anne-Frank-Gesamtschule gestaltete das Gedenken zum Volkstrauertag 2023

Nachdem Bürgermeister Jörn Möltgen Worte der Begrüßung gesprochen hatte, las Klaus-Gerd Greiff, FK, den traditionellen Text zum Totengedenken vor: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker!“ Die Ansprache zum diesjährigen Gedenken hielt Roger Reinhard. Sein ganzes Leben hat sich Reinhard für Frieden und Gerechtigkeit engagiert. Als Kind hat er noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt, auch die Nachkriegszeit und die Traumatisierung einer ganzen Generation. „Dieser Krieg steckt mir noch in den Knochen“, weiß Roger Reinhard zu berichten. Und so machte er sich ganz persönliche Gedanken zum Thema Krieg und Frieden, stellte viele Fragen – immer auch auf der Suche nach einer Umsetzung der festen Überzeugung nach diesem fürchterlichen Krieg: „Nie wieder!“ Sorgen machte sich Reinhard, dass die jungen Generation, auch viele Politikerinnen und Politiker, die den Krieg nicht mehr miterlebt haben, heute etwas zu leichtfertig vom „Kämpfen“ und „Siegen“ reden. Ähnlich hatte sich auch schon mal Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt geäußert und gefordert: „Lieber tausend Stunden verhandeln als eine Stunde aufeinander schießen!“ Nach den nachdenklichen Gedanken trug Robert Hülsbusch, FK, das Lied „Es ist an der Zeit!“ von Hannes Wader vor, Dr. Christa Degemann-Lickes, Vorsitzende der FK, zitierte aus dem Tagebuch der Anne Frank Passagen, die zeigen: „Wir dürfen niemals die Hoffnung aufgeben.“ Den musikalischen Rahmen übernahmen der Chor Cantate und die Musikschule Havixbeck. Mit der Kranzniederlegung und der Nationalhymne und der Europahymne endete das Gedenken an der kleinen Kapelle am Friedhof.

Lieder zum Jahrestag der Pogromnacht 2023

Nur die Lieder

Das ganze Konzert

Havixbeck. Aus Anlass des 85. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 lud der Friedenskreis an der AFG gemeinsam mit der VHS und der Schul- und Gemeindebibliothek am Sonntag, den 12. November zu einem Konzert mit dem Titel „Lieder der Verfolgten“ in die Bibliothek der AFG ein. Jonas Höltig und Tassilo Rinecker, trugen Lieder von Juden, Sinti und Roma, Jugendbewegungen, politisch Verfolgten, Zeugen Jehovas sowie in Konzentrationslagern entstandene Lieder vor..
Jonas Höltig und Tassilo Rinecker erzählen die packenden, traurigen und hoffnungsvollen Geschichten der Lieder und ihrer Komponisten. Dadurch findet eine bewegende Auseinandersetzung mit der individuellen Verfolgung statt. Das facettenreiche Programm stellt die Totalität der nationalsozialistischen Verfolgung dar, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Die beiden Künstler machen seit vielen Jahren gemeinsam programmatische Musik. Durch das Singen von Liedern von Verfolgten und das Erzählen ihrer Geschichte wollen sie der Opfer des Nationalsozialismus gedenken und ein Zeichen für eine positive Erinnerungskultur setzen.

„Heinrich Böll und die Menschlichkeit“

Vortrag mit René Böll,     Sohn des Literaturnobelpreisträgers

13. Mai 2022       um 11.30 Uhr
in der Evangelischen Kirche, Schulstraße, Havixbeck

René Böll kommt nach Havixbeck und wird einen Vortrag über seinen Vater, seine Familie und deren Engagement für die Menschlichkeit halten. Der Sohn des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll, Jahrgang 1948, selbst bildender Künstler in Köln und mit vielen Ausstellungen präsent, ist in Erbengemeinschaft mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Vincent Böll der Rechtsnachfolger von Heinrich Böll und sein Nachlassbetreuer. 

Heinrich Böll, Jahrgang 1917, war als ein Autor bekannt, dessen eigene Erlebnisse als junger Soldat im Zweiten Weltkrieg großen Einfluss auf sein weiteres Werk haben sollten. Viele Menschen werden bereits in der Schulzeit einige seiner von tiefer Menschlichkeit und unbestechlichem Engagement für soziale Gerechtigkeit geprägten Erzählungen kennengelernt haben, wie z.B. die Kurzgeschichte „Wanderer, kommst du nach Spa…“, der ergreifenden Geschichte eines jungen Soldaten, dessen sinnlose, kriegsbedingte Verkrüppelung den Wahnsinn des Krieges verdeutlicht. Der Wunsch nach Aussöhnung und Völkerverständigung gehörte zu Bölls Anliegen. Er setzte sich kritisch mit dem Nationalsozialismus sowie den nationalen und internationalen Entwicklungen nach dem Krieg auseinander. Dabei schaute er stets aufmerksam über den Tellerrand und verwies u.a. auch auf Menschenrechtsverletzungen in der damaligen Sowjetunion.

Viele kennen Titel wie „Billard um halb zehn“, „Irisches Tagebuch“, „Ansichten eines Clowns“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ u.a.m. Bölls Werke fanden im In- und Ausland zahlreiche Leser. Der Autor wurde vielfach geehrt, wie z.B. mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln, dem Georg-Büchner-Preis und der Carl-von-Ossietzky-Medaille. 1972 erhielt Heinrich Böll den Literaturnobelpreis. Am 10. Dezember 2022 wird sich diese Ehrung zum 50. Male jähren.

René Böll hat in seinem Vortrag die gesamte Familie Böll im Blick:

„Heinrich Bölls und seiner Familie jahrzehntelanger Kampf für Menschlichkeit“

Dazu erläutert der Referent:
„Heinrich Böll und seine Familie waren unabhängig im Denken, sie gehörten weder zur Rechten noch zur Linken und konnten sich für die Freiheit verfolgter Menschen und für die Freiheit der Kunst sowohl in der UdSSR als auch in Chile zu Zeiten des Pinochet-Regimes glaubhaft einsetzen. Deswegen gerieten sie ins Visier der Stasi und des bundesrepublikanischen Verfassungs­schutzes, der westdeutschen Behörden, Politiker und großer Teile der Presse, scheuten kein Risiko und waren ungeheuren Diffamierungen ausgesetzt, hatten aber auch großen Zuspruch.“

René Böll berichtet anhand von Dokumenten und Fotos mit einem PowerPoint-Vortrag.

Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende für Unicef, für afghanische und ukrainische Kinder, gebeten.

Der Friedenskreis bittet darum, Masken zu tragen.